© Nele Wein

Nele und das Brett

Wellenreiten für Dummies

von Nele Wein Fotos: Lena Hillers

Surfen – ein Sport, der weltweit begeistert, einen kompletten Lifestyle verantwortet und für viele junge Gäste der Hauptgrund ist, nach Sylt zu reisen. Eigentlich peinlich, wenn man als Sylterin, die mit den ganzen surfenden Locals aufgewachsen ist, noch nie auf einem Board gestanden hat. Aber so schwer kann es ja eigentlich nicht sein, oder? Wird die Surferei für mich vielleicht noch die große Leidenschaft, die mich auf der Suche nach dem ultimativen Surfspot um die ganze Welt reisen lässt oder belasse ich es bei dem einen Versuch? Um das heraus zu bekommen, traue ich ich mal auf die kippeligen  Wogen vor dem Wenningstedter Strand.

7.30 Uhr, herrlicher morgendlicher Sonnenschein und gleich soll es losgehen. Wellenreiten-Schnupperkurs bei der Surfschule „Südkap Surfing“. Selbst für einen totalen Nichtskönner auf dem Wasser sollte „schnuppern“ machbar sein. Als sich alle einfinden, wird schnell deutlich, dass ich den Altersdurchschnitt der kleinen Gruppe Surf-Anfänger drastisch nach oben ziehe. Die beiden netten Jungs, die die Neoprenanzüge verteilen, sind jedenfalls unverkennbar die Lehrer, weil sie halt genauso aussehen wie Surflehrer aussehen sollten.

Da kommen wir auch schon zur ersten unerwarteten Schwierigkeit des Morgens: So einen „Neo“ (Fachjargon, yeah, den kann ich schon!) anzubekommen, ist gar nicht so einfach. Das geht ganz schön auf die Finger! Nachdem endlich das ganze Ding an ist und richtig sitzt, muss ich feststellen, dass ich ihn leider verkehrt herum trage… Naja, es ist eben auch noch kein Meister vom Himmel gefallen. Also nochmal rauspellen und das Ganze von vorne.

Nach diesem unwegsamen Start ist der nächste Schritt vermeintlich ganz leicht. Zu zweit werden zwei Boards unter die Arme geklemmt und los geht’s zum Strand. So locker-flockig fühlt sich das nach einigen Minuten aber doch nicht mehr an. Der Surfspot (= der Ort des Geschehens auf dem Wasser) liegt einen ordentlichen Marsch von der Schule (auf dem Kliff) entfernt. Die Bretter fliegen einem fast um die Ohren, hält man nicht mit aller Kraft dagegen. Die Mitglieder der Kindersurfgruppe meistern das ohne Probleme – zumindest lassen sie sich die Anstrengung nicht anmerken. Hut ab!

Die Wellen sehen vom Strand plötzlich ganz schön hoch aus. Mir wird zugegebenermaßen schon etwas mulmig. Hier trennt sich nun die Gruppe der kompletten Anfänger – wie ich einer bin – und den etwas erfahreneren Surfschülern. Während die „Großen“ sich direkt in die Fluten stürzen, bekommen wir Kleinen noch eine ausführliche Einführung von Alex, dem Bilderbuch- Instructor. Er erklärt zum Beispiel, wie man das Board richtig hält, wie man paddelt, sich in gefährlichen Situationen schützt und wie die verschiedenen Bestandteile des Boards heißen. Bevor es ins Wasser geht, wird sich aufgewärmt und gedehnt. Ähnlich wie beim Sportunterricht in der Schule, nur doppelt so anstrengend durch den Anzug – jedenfalls für mich, die Kleinen sehen ziemlich munter aus.

Selbst für einen totalen Nichtskönner sollte "schnuppern" machbar sein.

Schülerin der Surfschule in Wenningstedt zieht Neoprenanzug an
© Nele Wein
Schülerinnen der Surfschule in Wenningstedt tragen Surfbretter zum Strand
© Nele Wein

"Als der Kurs dann nach guten zwei Stunden beendet ist, hat mich erst richtig die Lust gepackt." 

Surfen lernen in Wenningstedt auf Sylt mit Südkap Surfing
© Imke Wein

Nun also endlich erster Wasserkontakt, nahe dem Strand. Die erste Übung klingt machbar: Welle aussuchen, lospaddeln und auf dem Board liegen bleiben, während sie einen hoffentlich an den Strand trägt. Die ersten zwei Schritte sind kein Problem, ist ja das Gleiche wie beim Boogieboarding, also dem Wellenabgleiten mit dem kleinen Badebrett, was sogar ich schon mal ausprobiert habe. Sich auf dem Surf-Board zu halten, ist da allerdings unlängst schwieriger. Doch Alex, der meine irritierten Blicke immer wieder auffängt und mir unermüdlich lächelnd mit beiden Daumen nach oben Mut macht, baut mich auf, sodass ich den Dreh bald raus habe. Motivation ist alles. Kaum ist das gelungen, kommen wir schon zum für heute letzten Schritt – das Aufrichten auf dem Brett. Alex führt die einzelnen Schritte auf einem in den Sand gemalten Board vor. Los geht’s. Im Wasser komme ich ohne Probleme auf die Knie – nur leider bin ich nicht schnell genug, sodass die Welle immer schon unter mir durchgerollt ist, sobald ich stehe. Die Kinder bekommen das viel besser hin. „Das liegt nur daran, dass sie kleiner und leichter sind“, ermutigt mich Alex. Der Ehrgeiz ist nun geweckt, sodass die letzte halbe Stunde wie im Flug vorbei geht. Von Mal zu Mal gelingt’s besser, sodass ich selbst die höheren Wellen bald ohne Probleme bekomme und mich halbprofessionell aufrichten kann.

Als der Kurs dann nach guten zwei Stunden beendet ist, hat mich erst richtig die Lust gepackt. Das war am Anfang kaum zu erwarten. Mit der späten Begeisterung fürs Surfen könnte es echt noch was werden. Habe in den nächsten Tagen bei kleinen Wellen heimlich weiter geübt…

Dieser Artikel erschien ursprünglich in unserem Magazin

 

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