© Maike Hüls-Graening

Mit allen Sinnen erleben!

Der Sylter Sagenwald

Text: Imke Wein | Fotos: Maike Hüls-Graening

Die Digitalisierung der kindlichen Lebenswelt schreitet voran. Sich bewegen, fühlen, kreativ sein, lauschen, etwas Neues wagen, über sich hinaus wachsen: Qualitäten, die in vielen Kinderleben (bei den Erwachsenen natürlich auch) viel zu kurz kommen. Ob analoges oder digitales Lernen Priorität haben sollte? Das muss an anderer Stelle dringend diskutiert werden. Wenningstedt- Braderup schafft jedenfalls allein durch seinen Strand, die Wellen, das Wattenmeer und seine unzähligen Erlebnismöglichkeiten einen natürlichen Ausgleich zu Tablet & Co.

Mit seinen Familienangeboten bietet Wenningstedt-Braderup kleinen Menschen und ihren „Verwachsenen“ zudem ganz bewusst einen Nährboden, der für die Entwicklung gehaltvoll und wichtig ist. Der InselCircus ist dafür seit 21 Jahren das beste Beispiel.

Die Sport-Möglichkeiten in der Sylt4Fun-Arena und in der -Halle fördern die Motorik und die soziale Kompetenz. Mit dem Sagenwald am Osetal wird jetzt die kindliche Phantasie beflügelt und ein Stück Sylter Erzähltradition lebendig. In dem zauberhaften kleinen Waldstück, das man über den Parkplatz am Campingplatz oder vom Fahrradweg aus erreicht, entdecken die Besucher aller Generationen an acht Spielstationen die Sylter Sagenwelt, in der Puken, Zwerge und Klabautermänner die Hauptrollen spielen. Geschichten mit viel Magie können hier nacherlebt, erzählt, vorgelesen und nachgespielt werden. Die Idee für diesen zauberhaften neuen Spielplatz hatte Iris Ballhausen, die beim Tourismus-Service für das Marketing und die Grafik zuständig ist. Sie selbst erzählt ihrer Tochter Luna leidenschaftlich gerne Geschichten und weiß, dass die kindliche Seele nicht nur mit Fakten und Wirklichkeit gefüttert werden darf. Ihre Vision von einem phantasievollen Ort der Sylter Sagen konnte Realität werden, weil viele Menschen mithalfen. Kooperationspartner für das Wenningstedter Projekt wurde Sven Lappoehn, der sich bei der Söl’ring Foriining, dem Sylter Verein, für die lebendige Auseinandersetzung mit der Inselgeschichte einsetzt. Finanziert wurde die Idee durch die Anstrengung vieler:

So steuerten Detlef Görke, der Veranstalter des Sylter Flohmarktes, und alle Standbeschicker die Erlöse der Standgebühren bei. Acht Firmen und Institutionen engagierten sich bisher mit Spenden: Die SyltKlinik, Höft Bau Sylt, die Sylter Eismanufaktur, das Möwennest, die GEW, das Sylter Harley Chapter, das Café Meerblick und Cheers Sylt. Auch die Einnahmen des Fackelverkaufs bei der Biike flossen in das Projekt. Und die Geschichte schreibt eine Fortsetzung, denn es wird weitere Spielstationen geben, wenn fleißig gespendet wird. Bei der Einweihung im Sommer war auch die Nachbargemeinde Kampen zu Gast. Da das Wäldchen, das früher Trainingsgeräte für einen klassischen Trimm-Dich-Pfad beherbergte, sich von Wenningstedt bis nach Kampen ausdehnt, entstand beim Kampener Tourismus Service sofort die Idee, die Sagen-Spielstationen bis nach Kampen auszuweiten. „Wenn wir am Ende 20 Spielstationen hätten, wäre das doch großartig“, meint Iris Ballhausen über die Entwicklung ihres „Babys“.

Ein Lieblingsplatz für kleine Menschen und ihre "Verwachsenen"

 

Kinder spielen im Sylter Sagenwald in Wenningstedt
© Maike Hüls-Graening
Kinder spielen im Sylter Sagenwald in Wenningstedt
© Maike Hüls-Graening

Sylter Geschichten gibt es wie Sand am Meer.

Verkleidetes Kind spielt im Sylter Sagenwald in Wenningstedt
© Maike Hüls-Graening

Ausreichend spannendes Sagen-Material gibt es für eine Erweiterung durchaus. Das überschaut niemand besser als Frank Deppe. Der Autor und Journalist aus Morsum ist nämlich derjenige, der vor etlichen Jahren 30 alte Sylter Märchen ausbuddelte, umschrieb und in einem Buch seiner Edition veröffentlichte. Fündig geworden war er unter anderem bei dem legendären Sylter Chronisten C. P. Hansen, der 1808 ein Gros der bislang nur mündlich überlieferten Geschichten schriftlich fixierte. „Die Sagen waren bei ihm sehr sperrig formuliert, ich habe sie dem modernen Sprach-Duktus angepasst, ohne sie dabei in ihrer Ursprünglichkeit zu verfälschen“, berichtet Deppe über die Arbeit zu seinem Sagenbuch. In seiner Buch-Serie widmet sich Deppe vor allem historischen Themen. Zur Jahreswende erschien von ihm ein Buch über Sylt in der Nachkriegszeit. Das Buch „Sylter Sagenwelt“ gehört seit 2011 zu den Dauerbrennern unter seinen Veröffentlichungen. „Ich freue mich so über das Interesse. Ich selber mochte Märchen schon immer. Wie schön, wenn einem Stück Sylter Geschichte jetzt durch den Sagenwald neues Leben eingehaucht wird“, meint der Autor.

Die Sylter Sagen, die früher an langen Wintertagen vorwiegend von den Frauen erzählt wurden, während die Männer Seefahreranekdoten zum Besten gaben, zeugen auch von sehr rauen und schweren Lebensverhältnissen auf Sylt im 17. und 18. Jahrhundert. Spannend für kleine und große Menschen, das im Sagenwald anhand der Info-Tafeln mit den Geschichten nachzuempfinden. Je nach Alter findet hier jeder seine Form des Zugangs.

Auf eigene Faust kann man das Wäldchen zu jeder Tages- und Jahreszeit erkunden. Begleitend hat der TSWB eine Broschüre herausgebracht, es geht aber auch ohne. Für Fahrradfahrer wurden reichlich Stellflächen am „Eingang“ des Waldes geschaffen. Durch den Wald radeln darf man allerdings nicht.

Dieser Artikel erschien ursprünglich in unserem Magazin

 

Für sofortige Vorfreude blättern Sie hier durch die letzten Ausgaben.

Oder stöbern sie hier durch eine Auswahl an Artikeln.

Sie benutzen offenbar den Internet Explorer von Microsoft als Webbrowser, um sich unsere Internetseite anzusehen.

Aus Gründen der Funktionalität und Sicherheit empfehlen wir dringend, einen aktuellen Webbrowser wie Firefox, Chrome, Safari, Opera oder Edge zu nutzen. Der Internet Explorer zeigt nicht alle Inhalte unserer Internetseite korrekt an und bietet nicht alle ihre Funktionen.