© Daniel Oechsler

Surfen mit Spirit

Im Gespräch mit Surflehrer, Sympathikus und Businessman Christopher Bünger

von Imke Wein

Mit Christopher Bünger trifft man auf eine seltene Mischung: Einem emphatischen Menschen, der vor Ideen sprüht. Smart, mit kollektivem Bewusstsein und ausgeprägt gutem Geschäftssinn. Kurz: eine menschliche Perle. Wir sprachen mit dem Chef der Wenningstedter Wassersportschule „Südkap“ an einem wirklich rustikalen Novembertag über den nächsten Sommer, über seine Liebe zu Sylt und über die schönsten Surfspots der Welt.

Du hast Deine Wassersportschule in Hörnum 2012 gegründet, inzwischen gibt es auch einen Shop und seit vier Jahren auch die Dependance hier neben der Sylt4Fun-Arena. Bist Du zufrieden mit Deinem Business?
Christoph Bünger: Ich bin total zufrieden. Es bereitet mir alles enorm viel Freude – egal, ob es die Planung und Ausrichtung der Kurse ist oder unser nachhaltiges Textil-Angebot im Shop oder das Unterrichten selbst, das lieb ich ganz besonders. Es gibt einfach wenig Routine und viel Abwechslung in meinem Arbeitsleben. Ich beschäftige mich mit alldem, was meine größten Leidenschaften sind. Und es läuft natürlich prima, ist ja auch nicht unwichtig. Von meinen Schülern aller Generationen erhalte ich so viel zurück. Und viele kommen immer wieder, wir haben ein richtiges Stammpublikum. Das ist superschön.

Du hast jetzt drei Festangestellte und in der High Season beschäftigst Du bis zu 18 Surf-, SUP-, Kite-, Wellenreit- und Segellehrer. Macht Dir diese Dimension manchmal Angst?
Ich habe nach wie vor viel Respekt, aber keine Angst. Mein Projekt ist in der Tat ganz schön groß geworden. Aber natürlich kann ich inzwischen auch schon etwas auf die Prozesse vertrauen. Zudem habe ich das Unternehmen gerade auf etwas breitere Füße gestellt und eine GmbH gegründet. Das ist ein gutes Gefühl.

Nachhaltiges Wirtschaften ist Dir ein Anliegen. Die Textilkollektion in Deinem Shop in Hörnum ist entsprechend ausgerichtet. Was passiert mit dem Schulungsmaterial, das Du erneuerst? Schmeißt Du das weg?
Ich lege viel Wert auf gutes Handwerkszeug, darum erneuern wir oft. Wenn Bretter und Anzüge bei mir ausgedient haben, dann verkaufe oder verschenke ich sie weiter. Jetzt geht Material zum Beispiel an Surfclub-Projekte für Jugendliche in Dänemark.

„Es gibt wenig Routine in meinem Alltag. Ich widme mich ausschließlich meinen Leidenschaften.“

Christopher Bünger, Surflehrer

 

 

Weg zum Wintersurf durch die Dünen auf Sylt
© Daniel Oechsler

"Wir hatten schon über 80-jährige Schüler, die das SUPen gelernt haben." 

Christopher Bünger, Surflehrer

 

 

Surflehrer Christopher Bünger beim Wintersurf auf Sylt
© Daniel Oechsler

Du hast sicher auch bei den Kursen einiges ausprobiert. Was geht und was geht nicht?
Alle Wassersportarten, die ich anbiete, sind gleich wichtig. Ganz viele meiner Schüler probieren auch verschiedene Disziplinen aus und bleiben eventuell am Ende bei dem, was sie anfangs gar nicht gedacht hatten. Generell laufen die Basic-Kurse besser als sehr spezielle Angebote. Darauf richte ich das Kursangebot für 2020 auch aus. Back to basics. Was super ist: Ich kann schon gut im Winter planen, weil viele Gäste und Einheimische inzwischen ihre Kurse online buchen. Das garantiert auch ein wenig Cashflow im Winter. Im Sommer ist unsere Kapazitätsgrenze zwar total erreicht, aber bislang mussten wir niemanden wegschicken, auch wenn Anfragen spontan kommen. Was noch ausbaufähig ist: Windsurf-, Kite- und Wellenreitschulungen im Winter, Frühling und Herbst. Da sind noch Kapazitäten.  

Wie handhabst Du das selbst mit Deinem persönlichen Wassersportprogramm?
Die Ausrüstung ist inzwischen so gut, dass man bis in den Januar super ins Wasser kann – ohne auch nur eine Spur zu frieren. Der Februar ist dann manchmal wirklich hart. Ich selbst kenne da wenig Grenzen. Es ist der pure Luxus, im Winter aufs Wasser zu gehen und zu genießen, mit dem Wind und den Wellen so gut wie allein zu sein. Wenn wir am Strand eine Dusche mit warmem Wasser hätten, dann könnte man Schulungenin der Nachsaison auch gut für Gäste und Sylter anbieten. Ist halt auch echt abgefahren und (sagt er grinsend) sehr tauglich für das gute Image auf Instagram – „instafriendly“ sozusagen.

Du sagst, dass gerade auch aus Schleswig-Holstein immer mehr junge Erwachsene kommen, die hier in günstigen Herbergen wohnen, um bei Dir ganz viel aufs Wasser zu gehen. Das ist ja genau die Zielgruppe, die wir unbedingt brauchen. Junge Gäste, die später auch mit ihren Familien immer wieder kommen. Siehst Du da noch viel Potenzial?
Ja, unbedingt. Gerade auch für pauschale Workshop-Angebote wäre es natürlich toll, ich hätte noch mehr Kooperationspartner für einfache, günstige Herbergen. Hier im Ort läuft das super mit dem „Klaarstrand“. Aber da ist durchaus noch mehr Nachfrage als wir im Augenblick an Unterkunftskapazitäten haben.

Wichtig für ein Sylter Unternehmen ist es, dass man von den Einheimischen respektiert und frequentiert wird. Wie ist das in Deinem Fall?
Sylter kommen gern zu uns. Im Frühjahr 2020 bieten wir auch wieder ein Spezial- Surfprogramm für Sylter Kids an. Hier in Wenningstedt können Einheimische auch direkt neben der Surfschule ihr Material lagern, das hat die Bürgermeisterin möglich gemacht. Und bei uns haben die Surfer dann ihre Base. In Hörnum schulen wir ja auch viele Sylter im Segeln. Wenn sie ihren Grundschein haben, können sie in den „Catamaran Club“ kommen, da machen wir die Jugendarbeit.

Gibt es in Deinem Business eine Altersgrenze nach oben?
Kein Stück. Wir hatten schon über 80-jährige Schüler, die das SUPen gelernt haben. 

Surfen und Wassersport gehören zu einem Lifestyle, dem man unterstellt, dass der Einklang mit der Natur besonders ausgeprägt sein müsste. Was tust Du für Deine Ökobilanz?
Surfspirit im weitesten Sinne ist natürlich ein echtes Massenphänomen – weltweit. Das treibt auch zum Teil sehr komische Blüten. Wir versuchen als Unternehmen CO2-neutral zu sein, da sind wir gerade ganz doll dran. Beim Verkauf im Shop achten wir extrem auf Ware, die ökologisch wertvoll ist, fair produziert und unverpackt. Natürlich machen wir auch bei der Aktion „Bye bye Plastik“ mit, mit der man sich verpflichtet, auf Plastik im Alltag an unterschiedlichsten Stellen zu verzichten.

Was liebst Du an der Insel?
Es gibt so viel an einem Ort – so viel Meer, so viel Lebensqualität, so viele Möglichkeiten. Sylt ist für mich als Lebensmittelpunkt nach wie vor der Ort der Wahl. Überhaupt: Ich liebe die Küsten des Nordens in ihrer Ursprünglichkeit und Derbheit. Zum Surfen finde ich Dänemark auch toll. In Portugal ist mein Lieblingsspot Vila Nova de Milfontes im Südwesten des Landes. Außerhalb Europas: Man kann überraschend gut surfen und individuell reisen in der Dominikanischen Republik. „Playa Encuentro“ ist ein toller Spot.

Dieser Artikel erschien ursprünglich in unserem Magazin

 

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